Zuckerersatz: Welche Alternativen gibt es fĂŒr Zucker in Lebensmitteln? (2024)

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Zucker

Hersteller haben sich selbst verpflichtet, die Zuckergehalte in verarbeiteten Lebensmitteln zu reduzieren. Doch wie wird das Essen trotzdem sĂŒĂŸ? Können neuartige Zuckerersatzstoffe die Lösung sein?Welche Vorteile haben sie– und welche Nachteile?

Zuckerersatz: Welche Alternativen gibt es fĂŒr Zucker in Lebensmitteln? (2)

© Sharon McCutcheon on Unsplash

Das Wichtigste in KĂŒrze

  • Neuartige Zuckeralternativen sollen helfen, den Zuckergehalt in Fertiglebensmitteln zu senken.
  • Noch sind die Zuckerersatzstoffe eher selten in Zutatenlisten von Produkten zu finden.
  • Wer selbst kocht und backt, sollte Zucker möglichst sparsam einsetzen. So kann man sich allmĂ€hlich an einen weniger sĂŒĂŸen Geschmack gewöhnen.

Stand: 10.04.2024

Was sind Zuckerersatzstoffe? Im Folgenden stellen wir die als neuartige Lebensmittel in der EuropĂ€ischen Union zugelassenen Stoffe vor. Sie werden als „neuartig“ bezeichnet, weil sie vor dem 15. Mai 1997 nicht in nennenswertem Umfang in der EU fĂŒr den menschlichen Verzehr verwendet wurden und deshalb zulassungspflichtig sind.

Isomalto-Oligosaccharid

Isomalto-Oligosaccharid ist eine Mischung aus Oligosacchariden (Mehrfachzuckern) und Isomaltose mit einem geringen Anteil an Glukose und Maltose. Es wird aus StĂ€rke gewonnen und hat eine Ă€hnliche SĂŒĂŸkraft wie Zucker, aber etwa ein Drittel weniger Kalorien.

Isomaltulose

Isomaltulose (Markenname: Palatinose) ist wie Haushaltszucker auch ein Zweifachzucker aus Fruktose und Glukose. Sie hat bei gleichem Kaloriengehalt wie Haushaltszucker nur die halbe SĂŒĂŸkraft. Isomaltulose lĂ€sst den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen als Haushaltszucker und gilt als zahnfreundlich. Achtung, Isomaltulose ist nicht zu verwechseln mit Isomalt, einem Zuckeraustauschstoff, der als Zusatzstoff E 953 zugelassen ist.

Trehalose

Trehalose ist ein Zweifachzucker wie Haushaltszucker und hat genau so viele Kalorien, besteht aber aus zwei GlukosemolekĂŒlen. Nach EU-Recht muss deshalb in der Kennzeichnung der Hinweis „Trehalose ist eine Glukosequelle“ erfolgen. Trehalose wird aus StĂ€rke gewonnen, lĂ€sst den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen als Haushaltszucker und besitzt etwa nur die HĂ€lfte von dessen SĂŒĂŸkraft. Wie bei allen Ersatzstoffen, die mit Hilfe von Mikroorganismen aus StĂ€rke gewonnen werden, kann bei der Herstellung von Trehalose Gentechnik im Spiel sein. Stammt die StĂ€rke aus gentechnisch verĂ€nderten Pflanzen, ist eine entsprechende Kennzeichnung zwingend vorgeschrieben.Einige Menschen weisen einen Mangel an Trehalaseenzym auf und können Trehalose nicht verdauen. Die Folgen können Darmbeschwerden wie KrĂ€mpfe, BlĂ€hungen und Durchfall sein.

Sucromalt

Sucromalt ist ein komplexes Gemisch aus verschiedenen maltosehaltigen Kohlenhydraten. Das Gesamterzeugnis ist ein Sirup, der neben Oligosacchariden (Mehrfachzuckern) hauptsĂ€chlich Fruktose und verschiedene Zweifachzucker enthĂ€lt. Deshalb muss auch hier der Hinweis „Produkt ist eine Glukose- und Fruktosequelle“ auf dem Etikett angebracht werden. Sucromalt lĂ€sst den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen als Haushaltszucker, liefert aber genauso viele Kalorien.

D-Tagatose

D-Tagatose ist ein Einfachzucker, der nahezu die SĂŒĂŸkraft von Haushaltszucker besitzt, dabei aber weniger als die HĂ€lfte der Energie mit sich bringt. Auch soll die Resorption des Ersatzzuckers sehr langsam sein, sodass der Blutzuckerspiegel kaum ansteigt. Der Kaloriengehalt betrĂ€gt nur 1,5 kcal pro Gramm und liegt damit deutlich unter dem von Zucker (4 kcal pro Gramm). Da Tagatose in höheren Mengen abfĂŒhrend wirkt und zu Darmbeschwerden fĂŒhren kann, ist ab 15 Gramm pro Portion der Hinweis „kann bei ĂŒbermĂ€ĂŸigem Verzehr abfĂŒhrend wirken“ vorgeschrieben – und bei GetrĂ€nken, wenn mehr als ein Prozent Tagatose enthalten ist. Tagatose gilt als zahnfreundlich und kann nach EU-Recht als nicht fermentierbares Kohlenhydrat die Auslobung tragen, dass Tagatose zur Erhaltung der Zahnmineralisierung beitrĂ€gt, wenn diese zum Beispiel statt Zucker verwendet wird.

Cellobiose

Cellobiose ist ein Zweifachzucker, der aus zwei GlukosemolekĂŒlen besteht und natĂŒrlicherweise in allen Pflanzen vorkommt. Mit einem Energiegehalt von 4 kcal pro Gramm ist diese Zuckeralternative mit Haushaltszucker vergleichbar. Jedoch ist Cellobiose nachgewiesenermaßen zahnfreundlicher. Die SĂŒĂŸkraft ist mit 20 Prozent im Vergleich zu Saccharose gering. Cellobiose gilt nicht als Allergieauslöser und hat in Studien keine Nebenwirkungen gezeigt. Zudem wird vermutet, dass Cellobiose keine blutzuckeransteigende Wirkung besitzt, was interessant fĂŒr Menschen mit Diabetes ist. FĂŒr eine eindeutige Einstufung fehlen aber bislang noch aussagekrĂ€ftige Studien. Cellobiose erhielt 2023 grĂŒnes Licht von der EU-Kommission und ist nun als neuartiges Lebensmittel (Novel Food) zugelassen.

Zucker aus der Frucht der Kakaopflanze

Zucker aus der Frucht der Kakaopflanze (Theobroma cacao L.): der Fruchtsaft der Kakaopflanze wird aus dem Fruchtfleisch der Kakaofrucht gewonnen und enthĂ€lt von Natur aus Zucker (z. B. Glucose, Fructose und Saccharose). Er wird teilweise von Start-ups als Saft verkauft oder von einigen Schokoladenanbietern zum SĂŒĂŸen von Kakaoprodukten verwendet. Ob ein so gesĂŒĂŸtes Produkt Schokolade genannt werden darf, ist umstritten.

DarĂŒber hinaus wurde die Zulassung fĂŒr Allulose (auch: Piscose) beantragt. Sie wird von der EuropĂ€ischen Behörde fĂŒr Lebensmittelsicherheit (EFSA) zurzeit geprĂŒft. Es mĂŒssen noch mehr Studien zu möglichen Nebenwirkungen bewertet werden. Mit Ausnahme des Kakaofruchtsafts, der inzwischen bei einigen Kakaoprodukten zum Einsatz kommt, sind uns bisher nur wenige Lebensmittel bekannt, bei denen die neuartigen Zuckeralternativen verarbeitet werden.

Chancen und TĂŒcken der Zuckeralternativen

Zuckerersatzstoffe haben drei mögliche Vorteile gegenĂŒber Haushaltszucker: Manche punkten damit, dass sie kalorienĂ€rmer sind, manche damit, dass sie zahnfreundlich sind oder manche damit, dass sie den Blutzuckerspiegel nicht so schnell in die Höhe treiben wie Haushaltszucker.

Sie bringen aber auch Nachteile mit sich: FĂŒr viele Zuckerersatzstoffe wurde von der EFSA eine erlaubte Tagesdosis festgelegt. Dieser Wert steht fĂŒr die unbedenkliche tĂ€gliche und lebenslange Aufnahmemenge einer Substanz. Solange diese nicht ĂŒberschritten wird, gilt das SĂŒĂŸungsmittel als gesundheitlich unbedenklich. Das bedeutet aber auch, dass sie nicht uneingeschrĂ€nkt empfehlenswert sind und von hĂ€ufigem Verzehr oder dem Verzehr grĂ¶ĂŸerer Mengen abzuraten ist. Bekannt sind bei einigen Zuckeralternativen auch Nebenwirkungen wie BlĂ€hungen und Darmbeschwerden.

Bei den beiden Zuckeralternativen Trehalose und Allulose besteht der Verdacht, dass sie bei regelmĂ€ĂŸigem Verzehr das Wachstum von krankmachenden Bakterien im Darm begĂŒnstigen und es in der Folge bei geschwĂ€chten Personen zu einer DarmentzĂŒndung kommen kann. Die Datenlage ist bislang allerdings unzureichend und es besteht noch weiterer Forschungsbedarf.

Zucker lĂ€sst sich in Teigen und anderen Gerichten auch nicht so leicht ersetzen, nicht nur aus geschmacklichen GrĂŒnden. Er dient auch als FĂŒllmasse und bringt neben der SĂŒĂŸe ganz typische Koch- und Backeigenschaften mit.

Zuckerkonsum in Deutschland

GemĂ€ĂŸ den Ergebnissen der Nationalen Verzehrsstudie II liegt der tĂ€gliche Zuckerkonsum in Deutschland mit durchschnittlich knapp 120 Gramm weit ĂŒber der Empfehlung der World Health Organisation (WHO), maximal zehn Prozent des tĂ€glichen Energiebedarfs in Form von Zucker zu decken. Bei einer Gesamtenergiezufuhr von 2.000 Kalorien pro Tag entspricht diese Empfehlung gerade einmal 50 Gramm.

Die Bundesregierung hat sich mit der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie (NRI) fĂŒr Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten das Ziel gesetzt, eine gesundheitsförderliche ErnĂ€hrung zu unterstĂŒtzen. Die Rezepturen fĂŒr Fertigprodukte sollen so angepasst werden, dass Verbraucherinnen und Verbraucher weniger Zucker, weniger ungĂŒnstige Fette und weniger Salz aufnehmen.

Fazit

Aufgrund des hohen Zuckerkonsums sind die meisten Menschen in Westeuropa an einen sĂŒĂŸen Geschmack gewöhnt. Die Reizschwelle fĂŒr SĂŒĂŸes ist dadurch bei vielen ziemlich hoch. Besser als Zucker nur durch Zuckerersatzstoffe zu ersetzen, wĂ€re es, den Zuckerkonsum allmĂ€hlich zu reduzieren und sich langsam an einen weniger sĂŒĂŸen Geschmack zu gewöhnen. Setzen Sie beimKochen und Backen Zucker also schrittweise immer sparsamer ein und gewöhnen Sie sich den sĂŒĂŸen Geschmack so langsam ab.

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